24h-Übung mal anders

07.10.2017
Bereits in der Jugendfeuerwehr wird seit drei Jahren eine 24h-Übung abgehalten und das mit großem Erfolg. Auf Wunsch der aktiven Mannschaft, dass auch für sie eine 24h-Übung abgehalten wird, haben diese die Kammersteiner Kommandanten ausgearbeitet.

Der Bericht ist auch in der aktuellen Brandwacht nachzulesen: http://www.brandwacht.bayern.de/pdf/6_17_bw_6-2017_S228-229_24h_Uebung.pdf

 

Wunsch und Ziel war es innerhalb von kurzer Zeit viel Wissen und Können

abzugreifen und zu üben. Ein Ausbildungsplan wurde erstellt, der auch einzelne Szenarien Einsatznah darstellt. Wichtig war auch der Feuerwehrführung, dass jede aktive Feuerwehrfrau und jeder aktive Feuerwehrwehrmann an der Übung teilnehmen konnte. Sei es nun, nur bei einer Übung oder die ganzen 24 Stunden.

 

An einem Samstag im Oktober trafen sich am Nachmittag die Mannschaft der Feuerwehr Kammerstein und bezogen das Feuerwehrhaus. Nach der Begrüßung stelle Kommandant Fabian Masching den Ablauf der Übung vor.

 

Den Nachmittag verbrachte die Gruppe mit theoretischem Unterricht, allerdings nicht in Form von Frontalunterricht, sondern wie es z. B. auch in der Feuerwehrschule üblich ist am Objekt. Hierzu hielt Kommandant Masching aus seiner Modelsammlung die passenden Fahrzeuge und Gebäude bereit. So sprach man, vom Zeitpunkt der Alarmierung, bis zum Ende des Einsatzes, diesen anhand von Modellen durch. Fragen die in der Gruppe aufgekommen waren, wurden untereinander geklärt. Jeder durfte versuchen die Lagen Verkehrsunfall mit Lkw auf der Autobahn und einen Wohnhausbrand nach seinen Möglichkeiten und Ideen, unter Beachtung sämtlicher Gefahren an der Einsatzstelle, abzuarbeiten

 

Am Abend um 18.00 Uhr wurde dann die Feuerwehr Kammerstein zu ihrem ersten Einsatz „alarmiert. Meldung Verkehrsunfall Lkw auf Höhe Neppersreuth mit geplatzten Reifen. An der Einsatzstelle angekommen, erkundete der Einsatzleiter, sowie Gruppenführer die Lage. Ein Gefahrgut-Lkw hatte einen geplatzten Reifen, die Fahrerin war noch im Bereich des Lkw, Flüssigkeit tritt aus, sowie Schaulustige beobachteten den Einsatz. Schnell war klar, die berühmte GAMS (Gefahr erkennen, absperren, Menschenrettung, Spezialkräfte anfordern)-Regel muss angewandt werden. Während der Gruppenführer sich um die Schaulustigen und um die Absperrung des Gefahrenbereiches kümmerte, baute der Einsatzleiter zusammen mit seiner Mannschaft im neuen Mehrzweckfahrzeug zwei Funkkreise auf. Zum einem der Einsatzstellenfunk zum anderen die Verbindung zur Übungsleitung. Während im Laufe des Einsatzes das Mehrzweckfahrzeug die Einsatzdokumentation und die Verbindung zur Übungsleitung hielt, rüsteten sich zwei Kameraden mit Atemschutz aus um die Lage genauer zu erkunden. So konnte festgestellt werden, dass lediglich der Dieseltank des Gefahrgutlaster leckt und nicht der Tank des Auflegers. Nach kurzem aufatmen der Einsatzleitung, konnte der Diesel aufgegangen werden und weitere Kräfte zur Unterstützung zum Umfüllen des Dieseltankes nachalarmiert werden. Kommandant Masching bedankte sich bei der Spedition Wittmann für die Bereitstellung des Lkw. Nach einer kurzen Nachbesprechung des Einsatzes rückte die Mannschaft wieder ins Feuerwehrhaus ein.

 

Im Feuerwehrhaus zurück kümmerte sich ein Teil der Mannschaft um die Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft, während der zweite Teil sich um die Verpflegung kümmerte. Nach einer großen Portion Spagetti Bolognese ging um 21 Uhr der zweite Alarm für die Feuerwehr Kammerstein ein. Meldung: Verkehrsunfall zwischen Kirchweihplatz und B466 mit zwei eingeklemmten Personen.

 

Wieder wurden zügig die Fahrzeuge besetzt und nach kurzer Zeit wurde die Einsatzstelle erreicht. Die Lage : Ein Fahrzeug fuhr in den Graben, eine Person eingeklemmt, ein verängstigter Hund im Kofferraum. Die Ortsgruppe Kammerstein der Johanniter war bereits mit einem Krankenwagen vor Ort und versorgten die zwei Verletzten. Der Hund konnte schnell aus dem Fahrzeug gerettet werden, während die Fahrerin des Fahrzeuges ab der Hüfte eingeklemmt war. Laut Notarzt war diese zwar Stabil, aber zum Schutz solle eine Personen schonende Befreiung durchgeführt werden, was für die Feuerwehr hieß: Dach weg. Zur Eigensicherung wurde als erstes der Weg abgesichert und gleichzeitig für Licht an der Einsatzstelle gesorgt. Einsatzleiter und Gruppenführer erkundeten die Lage des Fahrzeuges, während die restliche Mannschaft auf der Geräteablage vor dem Unfallfahrzeug alles bereit legte was für so einen Einsatz nötig war. Im nächsten Schritt wurde das Fahrzeug von Innen auf Airbags durchsucht und mit Absprache des Gruppenführers die Schneidpunkte außen festgesetzt. Weiter wurde das Fahrzeug unterbaut und die Beifahrertür für den Notarzt entfernt. Nachdem alle Säulen des Fahrzeuges, mit ständigem Kontakt zu den Personen im Fahrzeug durchtrennt waren, konnte das Dach entfernt werden. Mit einem weiteren Schnitt und dem Einsatz des Rettungszylinders wurde das Armaturenbrett nach vorne gedrückt und die Person mittels der Spinboards befreit und an die Johanniter übergeben. Was in der Nachbesprechung zu dieser Übung auffiel, war das beide Hilfsorganisationen eine gute Ordnung im Raum hatten. Die Einsatzführung wusste zu jeder Zeit, wer von der Mannschaft frei für Aufgaben zur Verfügung stand, sowie auch die Gerätschaften immer wieder auf die dafür vorgesehene Geräteablage zurück gebracht wurden. Ein sauberes und zügiges Arbeiten konnte von den Übungsleitungen bzw. Beobachtern der Feuerwehr und der Johanniter bestätigt werden.

 

Zurück im Feuerwehrhaus wurden die Fahrzeuge gereinigt, und so konnte um 23.30 Kommandant Masching die Nachtruhe „ausrufen“.

 

Am nächsten Morgen um 7.30 Uhr nach getätigtem Frühstück ging es mit zwei Fahrzeugen zum Rewe-Parkplatz. Nach einer kurzen Funkeinweisung wurden drei Gruppen gebildet. Um das Funken zu üben und etwas Rutine in den Funkverkehr zu bringen, wurden einzelne Situation untereinander getestet und geübt. Von der Meldung der Lage an die Einsatzstelle bis zum Kanalwechsel konnten die Frauen und Männer zeigen was sie in Sachen digital Funk wissen.

 

Zurück am Feuerwehrhaus ging es direkt um 9.00 Uhr mit dem Höhepunkt der 24h-Übung weiter. Eine zweistündige Schulung am Schaumtrainer des Landkreises Roth stand auf dem Programm, hierzu waren auch die anderen Wehren der Gemeinde Kammerstein eingeladen. So konnte Bürgermeister Walter Schnell neben den Kameradinnen und Kammeraden aus Kammerstein auch die aus Oberreichenbach begrüßen. Er freute sich, dass in Kammerstein so eine Aktion abläuft, da im Bereich der Gemeinde, bedingt durch die Autobahn, die Rasthöfe sowie der B466 der eine oder andere Lkw durchfährt, der nicht ganz ungefährliche Ladung transportiert. Für ihn ist es wichtig, dass seine Mädels und Jungs immer wieder Gesund vom Einsatz zurück kommen. Als Dankeschön für den Einsatz lud er alle Anwesenden nach der Schulung zum Weißwurstfrühschoppen ein. Die Schulung wurde von Erwin Schneider Kreisbrandmeister des Landkreises Roth, zuständig für den Fachbereich Brandbekämpfung und gleichzeitig Kommandant der Feuerwehr Thalmässing und einem Kameraden seiner Wehr abgehalten. Nach einer 30 minütigen theoretischen Unterweisung in die verschiedenen Schaumarten, die der Feuerwehr zur Verfügung stehen, ging es an das Eingemachte. Der Schaumtrainer zeichnet sich dadurch aus, dass vom Schlauch bis zum Schaumrohr und dem Brand alles um ein hundertfaches verkleinert wurde. So konnten mit minimalen Aufwand die anwesenden Feuerwehrfrauen und –männer verschiedene Löchtechniken mittels Mittel- und Schwerschaum üben bzw. erfuhren was beim Einsatz von Schaummitel zu beachten ist. Kommandant Masching bedankte sich für die sehr interessante und praxisnahe Schulung.

 

Nach einem reichhaltigen alkoholfreien Weißwurstfrühshoppen, heulte zum letzten Mal an diesem Tag die Sirene im Feuerwehrhaus Kammerstein auf. Die Meldung diesmal lautete: Brand eines Gebäudes mit vermisster Person. Schnell erkannten die Feuerwehrjünger am Rauch, der aus dem Rathausstodl drückte, wo sich der Einsatzort befand. Am Einsatzort angekommen wurde die Verkehrsabsicherung sowie die Wasserversorgung zum Fahrzeug sichergestellt. Gleichzeitig erkundete der Gruppenführer die Lage vor Ort. Zwei Trupps (je zwei Personen) rüsteten sich mit Atemschutzgeräten aus. Der eine als Angriffstrupp der die Rettung der Person und die Brandbekämpfung unternahm und der zweite als Rettungstrupp. Problem der Trupps war, dass die Tür zum Stodl verschlossen war, so musste sich die Mannschaft mittels Leiter einen Zugang in das Gebäude schaffen und die Person befreien. Um eine direkte Verbindung zum Angriffstrupp ohne Störung zu erhalten, befiel der Gruppenführer, dass der Einsatzfunk über zwei Kanale ablaufen soll, der Funkverkehr mit dem Angriffstrupp über den Kanal Atemschutz und der restliche Funkverkehr über den normalen Einsatzstellenfunk.

 

Kommandant Masching der bei allen Übungen sich in den Hintergrund zurück zog und die Übungen beobachtete, freute sich auch hier zu bestätigen, dass die Feuerwehr Kammerstein auf einen hohen Niveau arbeitet. Dieses aber nur durch ständiges Üben aller aktiven Feuerwehrkameradinen und -kameraden sichergestellt werden kann, denn“ Wir müssen uns so und im Einsatz immer aufeinander verlassen können!„. Die Meinung der anwesenden Mannschaft war einheitlich, die 24h-Übung ist super und soll 2018 auch wieder abgehalten werden.

 

Nach der Reinigung des Gerätehauses und der Fahrzeuge konnte am Sonntagnachmittag die Übung für beendet erklärt werden.